Größter deutschsprachiger Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin findet im Juni in Leipzig statt
Lieferengpässe bei Antibiotika, Ausbreitung tropischer Krankheitserreger durch den Klimawandel, die außergewöhnlich starke Infektionswelle bei Kindern im Winter, und zuletzt die Zunahme von Pilzinfektionen durch Candida auris – auch nach dem Ende der Corona-Pandemie bleiben die Herausforderungen in der Infektionsmedizin groß. Der 16. Kongresses für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT) bietet Infektiologen, Kinderinfektiologen und Tropenmedizinern die Plattform, sich über diese aktuellen Entwicklungen, und über neue Erkenntnisse und Fortschritte in der Prävention und Behandlung von Infektionskrankheiten auszutauschen. Der KIT wird alle zwei Jahre von der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI) gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI) und der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin, Reisemedizin und Globale Gesundheit (DTG) ausgerichtet. Er findet in diesem Jahr vom 14. bis 17. Juni in Leipzig statt.
Im Rückblick auf die zwei Jahre, die seit dem letzten KIT vergangen sind, sticht ein infektiologisches Highlight hervor: Die Einführung des Facharztes „Innere Medizin und Infektiologie“, die 2021 – nach jahrelangem Einsatz wissenschaftlicher Fachgesellschaften – von der Deutschen Ärztekammer beschlossen wurde. „Die Entscheidung, die Infektiologie – ähnlich wie in den USA oder der Schweiz – als internistisches Schwerpunktfach zu etablieren, trägt endlich der großen Komplexität des Faches Rechnung und sichert die hochwertige Versorgung von Infektionspatientinnen und -patienten, sagt Professor Dr. med. Christoph Lübbert, Kongresspräsident des KIT 2023. „Umso unverständlicher ist es, dass einzelne Landesärztekammern, etwa die sächsische, die Einführung bisher ablehnen.“ Was dies für Karriere- und Forschungschancen von Infektiologinnen und Infektiologen in den betroffenen Bundesländern bedeutet, und wie es mit der Umsetzung der neuen Facharztweiterbildung insgesamt weitergeht, ist Thema des Festvortrags und eines Symposiums des KIT.
Das wissenschaftliche Programm des Kongresses bildet die gesamte Breite der Infektions- und Tropenmedizin ab: Von neuen Behandlungsansätzen wie der Phagentherapie und den Therapie-Fortschritten bei chronischen Infektionen wie den Hepatitiden und HIV, über die zahlreichen neuen Impfstoffe, die derzeit in der Pipeline sind, bis hin zu langfristigen globalen Entwicklungen wie Antibiotikaresistenzen und Klimawandel, die die Infektionsmedizin in Zukunft weltweit vor große Herausforderungen stellen werden.
Neue Impfstoffe und Impfstoffkandidaten gibt es unter anderem in der Tropenmedizin. „Mit dem seit kurzem zugelassenen Impfstoff gegen Dengue und einem erstmals bis zur Anwendungsreife entwickelten Impfstoff gegen Malaria sind bei diesen in den Tropen und Subtropen sehr relevanten Erkrankungen zuletzt entscheidende Fortschritte erzielt worden“, sagt PD Dr. med. Torsten Feldt, Kongresspräsident für die DTG. In der Tropenmedizin werden zudem die Auswirkungen des Klimawandels und der weltweiten enormen Handels- und Reisetätigkeit besonders deutlich sichtbar. „Krankheitserreger und ihre Überträger verbreiten sich dadurch in Weltgegenden, in denen sie noch vor Kurzem unbekannt waren“, sagt Dr. med. Dr. rer. nat. Carsten Köhler, ebenfalls Kongresspräsident für die DTG. So verbreitet sich etwa die ursprünglich tropische Tigermücke (Aedes albopictus) – Überträger von Dengue-, Chikungunya- und Zikaviren – nicht nur in Süd- und Osteuropa, sondern mittlerweile auch in Deutschland. Auch die Hyalomma-Zecke, Überträgerin des Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers, stößt immer weiter in nördliche Regionen vor. Diesen Zoonosen, also Infektionen, die zwischen Tier und Mensch übertragen werden, sind mehrere Symposien der DTG gewidmet.
„Viele pädiatrische Kolleginnen und Kollegen sowie die Infrastruktur der pädiatrischen Infektiologie wurden in den vergangenen Monaten auf eine harte Belastungsprobe gestellt – sehr hohe Infektionszahlen bei Kindern, zum Teil auch mit ungewöhnlich schweren Verläufen, trafen auf ein bereits unzureichend finanziertes System. Es resultierten Versorgungsengpässe, die durch Lieferschwierigkeiten von Medikamenten zusätzlich verstärkt wurden“, sagt PD Dr. med. Nicole Töpfner, Kongresspräsidentin für die DGPI. „Der Kongress wird Gelegenheit bieten, die aktuelle Situation einzuordnen, und notwendige Konsequenzen in den Blick zu nehmen.“ Weitere Themen der pädiatrischen Infektiologie beim KIT werden Antibiotic Stewardship in der Kinder- und Jugendmedizin, das sich entwickelnde Immunsystem, Kinder-Impfempfehlungen, sowie die Frage nach dem Nutzen und Schaden von Hygienemaßnahmen bei Kindern sein.
Der KIT 2023 findet als Präsenzkongress vom 14. bis 17. Juni in Leipzig statt. Informationen zur Online-Pressekonferenz sowie zur Akkreditierung von Journalistinnen und Journalisten unter: Presse – KIT Leipzig 2023 (kit-kongresse.de).
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